20 Jahre Palliativstation Lebensqualität bis zuletzt
Bei ihrer Gründung war sie die erste Palliativstation in Kärnten. Ein engagiertes interdisziplinäres Team widmet sich mit viel Empathie und Fachkompetenz den Menschen, die an fortgeschrittenen und unheilbaren Krankheiten leiden. Hier stehen nicht nur die Linderung von Beschwerden, sondern auch menschliche Nähe und Wertschätzung im Mittelpunkt der Betreuung, was eine wertvolle Unterstützung für die Patient:innen und ihre Angehörigen darstellt.
Auf der Palliativstation im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder St. Veit/Glan herrscht eine einzigartige Atmosphäre, in der der Faktor Zeit eine andere Bedeutung erhält. Das geschäftige Treiben des Krankenhausalltags bleibt draußen, sobald man aus dem Lift tritt und auf den Leitgedanken der Station „Das Herz befehle“ blickt. Der Blick entlang des hellen Gangs und das Spiel des Lichts auf den Wänden schaffen eine einladende Umgebung.
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Prim. Priv.-Doz. Dr. Michael Zink, D.E.A.A.,
mit der stationsführenden Oberärztin Dr. Doris Lackinger
Hier werden Patient:innen mit fortgeschrittenen und unheilbaren Erkrankungen einfühlsam versorgt. Gemeinsam mit den Patient:innen und Angehörigen werden wichtige Fragen erörtert: Ist eine weitere onkologische Therapie sinnvoll? Wie kann man Schmerzen lindern? Welche organisatorischen Angelegenheiten müssen geklärt werden? Ein interdisziplinäres Team aus Medizin, Pflege, Therapie, Psychologie, Sozialarbeit und Seelsorge engagiert sich für diese und viele weitere Belange. Der Fokus liegt dabei nicht primär auf der Krankheit, sondern auf dem, was gesund und lebenswert ist – dem Menschen und seinem Leben.
Behandelt werden vor allem Krebspatient:innen aber auch Patient:innen mit schweren Lungenerkrankungen (COPD) im Endstadium, fortgeschrittener Herzschwäche, Leberzirrhose oder neurologische Erkrankungen.
Ein Mantel aus Zuwendung und Wärme
Der Begriff Palliativmedizin leitet sich vom lateinischen „palliare“ ab, was so viel bedeutet wie „mit einem Mantel umhüllen“. Seit nunmehr 20 Jahren hat die Palliativmedizin am Krankenhaus St. Veit/Glan einen hohen Stellenwert und bietet einen Raum, in dem die Zeit eine andere Dimension annimmt. „Es erfüllt mich mit Dankbarkeit und Freude, auf 20 Jahre Pionierarbeit in der Palliativmedizin zurückblicken zu können. Unsere Station war die erste ihrer Art in Kärnten und hat entscheidend dazu beigetragen, das Bewusstsein für palliative Versorgung in der Region zu schärfen“, erklärt Prim. Priv.-Doz. Dr. Michael Zink, D.E.A.A., der die Station gemeinsam mit Oberärztin Dr. Doris Lackinger leitet. „Das 20-jährige Jubiläum der Palliativstation „Johannes von Gott“ ist ein Beweis für das Engagement und die Weitsicht des gesamten Teams. Diese Pionierleistung hat die Palliativversorgung in Kärnten maßgeblich geprägt und einen neuen Standard gesetzt, der bis heute Maßstab ist. Wir sind sehr stolz auf diese Einrichtung und die kontinuierliche, wertvolle Arbeit, die dort geleistet wird", sagt auch Krankenhaus-Gesamtleiter Dir. Mag. Michael Steiner, MAS.
Auf der Palliativstation sorgen eine begrenzte Anzahl an Betten, eine höhere Pflegequote sowie liebevoll gestaltete Räume mit Bildern und Blumen für eine besondere Atmosphäre. Das Gedenkbuch im „Raum der Begegnung“ und die Dachterrasse mit Blick über die Stadt sind Teil dieser einladenden Umgebung. Hier wird Palliativmedizin durch einfache, aber bedeutungsvolle Mittel lebendig. Es bleibt Zeit für tiefgehende Gespräche, für sanfte Berührungen, für Rituale oder eine wohltuende Aromamassage.
Als Abteilungsvorstand weiß er: Auf einer Palliativstation sind nicht nur medizinische Qualifikationen gefragt. „Unser Ziel ist nicht länger, mit aller Kraft Lebenszeit zu gewinnen. Wenn die Therapie keine heilende Wirkung mehr hat, kommen andere Aspekte der Medizin ins Spiel. Dann geht es um Lebensqualität, und wir setzen alles daran, diese auf das höchstmögliche Niveau zu heben“, erklärt Primarius Zink.
Wachsender Bedarf, individuelle Betreuung
Die palliative Arbeit auf der Station „Johannes von Gott“ – benannt nach dem Ordensgründer der Barmherzigen Brüder – wird von einem engagierten multiprofessionellen Team verantwortet. Dieses setzt sich aus hochqualifizierten Pflegekräften, Ärzt:innen, Mitarbeitenden der Seelsorge, Psycholog:innen, Psychotherapeut:innen und Sozialdienstmitarbeitenden zusammen. Gemeinsam widmen sie sich der Aufgabe, die Patient:innen in der letzten Lebensphase bestmöglich zu betreuen
Im Durchschnitt verzeichnet die Palliativstation jährlich rund 200 Patientenaufnahmen, mit einer durchschnittlichen Verweildauer von etwas über einer Woche. Mehr als die Hälfte der Patient:innen kann in ihre vertraute Umgebung entlassen werden. „Der Bedarf an palliativmedizinischer Betreuung wächst stetig. Wir sind sowohl auf der Station als auch mit dem mobilen Palliativteam sehr gut ausgelastet“, so Michael Zink. Sein Ziel ist es, allen Patient:innen, die eine stationäre palliativmedizinische Betreuung benötigen, eine Aufnahme mit nur kurzer Wartezeit zu ermöglichen. Eine wichtige Voraussetzung dafür ist die optimale Vernetzung mit Systempartnern, darunter niedergelassene Ärzt:innen, Pflegeeinrichtungen, unterschiedliche Fachabteilungen der Krankenhäuser und das mobile Palliativteam. Dennoch gibt es für die sechs Betten häufig eine Warteliste, da der Fokus hier auf den Bedürfnissen der Patient:innen liegt und der Entlassungsdruck nicht im Vordergrund steht.
Begleitung in vertrauter Umgebung: Das mobile Palliativteam
Neben der palliativmedizinischen Versorgung auf der Station „Johannes von Gott“ bietet das mobile Palliativteam eine wertvolle Ergänzung im Betreuungsangebot. Dieses Team besteht aus erfahrenen Fachleuten, die direkt zu den Patient:innen nach Hause oder in Pflegeeinrichtungen kommen, um dort eine individuelle und einfühlsame Betreuung zu gewährleisten. Das mobile Palliativteam bietet umfassende Unterstützung in der Schmerztherapie, Symptomkontrolle und psychosozialen Beratung. Es ermöglicht Patient:innen und ihren Angehörigen, ihre letzte Lebensphase in der vertrauten Umgebung zu verbringen, was oft zu einem erhöhten Wohlbefinden beiträgt.
Botschafter der Lebensqualität
Auf der Palliativstation steht nicht nur die Behandlung physischer Symptome im Mittelpunkt. Vielmehr werden auch spirituelle, psychische und soziale Herausforderungen – etwa die sozialrechtliche Versorgung, Depressionen oder die Auseinandersetzung mit einer begrenzten Lebenszeit – in die umfassende Betreuung einbezogen. In der Palliativmedizin gibt es keine Aussagen wie „Wir können nichts mehr für Sie tun“ oder „Sie sind austherapiert“. „Wenn andere Fachdisziplinen an ihre Grenzen stoßen, eröffnen wir eine Behandlung mit neuer Zielsetzung“, erläutert OÄ Dr. Doris Lackinger.
Im Pflegebereich kommen unterstützende Maßnahmen wie Aromapflege zum Einsatz, um sowohl das Wohlbefinden der Patient:innen als auch das ihrer Angehörigen zu fördern. „Wir können unseren Patient:innen Hoffnung schenken – nicht auf Heilung, aber auf eine verbesserte Lebensqualität. Das kann bedeuten, dass sie schmerzfrei schlafen oder einen kleinen Ausflug mit ihren Enkelkindern machen können“, führt die Ärztin aus.
Diese umfassenden Bemühungen um das Wohl der Patient:innen wurden mit dem „Deutschen Palliativsiegel“ (derart vergleichbares gibt es in Österreich nicht) gewürdigt. Die Palliativstation in St. Veit ist die erste in Kärnten, die diese Auszeichnung erhalten hat. Um dieses Qualitätssiegel zu gewinnen, werden 20 Aspekte der Versorgung überprüft und von Spezialist:innen begutachtet. In ganz Österreich gibt es nur vier Einrichtungen, die mit dem „Deutschen Palliativsiegel“ ausgezeichnet sind.
Für die Seele sorgen
Die Ärzt:innen der Station fühlen sich aufgrund der christlichen Trägerschaft in einer besonderen Verpflichtung. Die spirituelle Ebene auf der Palliativstation wird vom Team der Seelsorge betreut. Körper und Seele als Einheit zu betrachten, ist das Ziel der Mediziner:innen. „In der Palliativmedizin können wir dies verwirklichen, da wir unsere Patient:innen immer auf mehreren Ebenen betrachten. Wir erkennen die körperliche Ebene, die durch Symptome belastet sein kann, die psychische Verfassung, die soziale Situation der Angehörigen sowie die spirituelle Dimension“, betont Primarius Zink.
Wenn Patient:innen den Wunsch nach einem Gespräch äußern, stehen die Krankenhaus-Seelsorger:innen zur Verfügung. Die Aufgabe der Krankenhaus-Seelsorge besteht darin, auf die Menschen einzugehen, sie in ihrem schweren Weg zu begleiten und zu unterstützen. Oft benötigt es nicht unbedingt Antworten, sondern schlicht das aufmerksame Zuhören, um eine heilende Wirkung zu erzielen.
Hinhören – Hinschauen
Das Seelsorgeteam, geleitet von Mag. Elisabeth Vallant und Pfarrer Joseph Tombert, sowie einige engagierte Ehrenamtliche, widmet sich der spirituellen Dimension der Betreuung auf der Station. „Gespräche können für die Patient:innen eine heilsame Wirkung haben, besonders wenn sie die Möglichkeit erhalten, ihren Kummer auszusprechen“, erläutert Vallant. Dennoch führen diese Gespräche nicht immer zu konkreten Lösungen. „Manchmal ist es für uns als Krankenhaus-Seelsorger besser, einfach zuzuhören“, fügt sie hinzu. Elisabeth Vallant und Pfarrer Joseph stehen nicht nur den Patient:innen und ihren Angehörigen zur Seite, sondern sind auch wertvolle Gesprächspartner für das gesamte Team.
Wertvolle Spenden für die Palliativversorgung
Mit aufrichtiger Dankbarkeit nimmt Prim. Priv.-Doz. Dr. Michael Zink, D.E.A.A., Vorstand der Abteilung für Anästhesiologie und Intensivmedizin, stellvertretend für das stationäre und mobile Palliativ-Team regelmäßig Spenden für die Palliativstation entgegen. „Dank dieser großzügigen Unterstützung können wir nicht nur wichtige Behandlungen realisieren, sondern auch notwendige neue Geräte, wie zum Beispiel mobile Ultraschallgeräte, anschaffen“, betont Dr. Zink.
Die Mission geht weiter…
Durch die engagierte und interdisziplinäre Zusammenarbeit des Teams konnte die Palliativstation in den vergangenen 20 Jahren nicht nur unzähligen Patient:innen in ihrer letzten Lebensphase helfen, sondern auch deren Angehörigen wertvolle Unterstützung bieten. „Wir sind stolz darauf, eine Atmosphäre der Würde und Empathie zu schaffen, die unsere Patient:innen spüren und die ihnen in einem so herausfordernden Lebensabschnitt Halt gibt“, betont Dr. Zink.
Mit dem 20-jährigen Jubiläum wird nicht nur auf Erreichtes geschaut, sondern auch auf die Zukunft: „Unsere Mission geht weiter. Wir setzen uns dafür ein, die palliative Versorgung weiterhin zu verbessern und den sich wandelnden Bedürfnissen der Patient:innen gerecht zu werden“, schließt er.
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Raiffeisenbank Mittelkärnten
AT46 3947 5001 0004 1145
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