Weltkrebstag: Fokus auf Gebärmutterhalskrebs
Risikofaktoren und Bedeutung der HPV-Impfung
Gebärmutterhalskrebs gehört weltweit zu den häufigsten Krebserkrankungen bei Frauen. Durch konsequente Vorsorgeuntersuchungen und Impfungen gegen humane Papillomviren (HPV) kann das Risiko einer Erkrankung jedoch erheblich gesenkt werden. Dr. Esther Ensat, Oberärztin der Abteilung, erklärt: „Die Sensibilisierung von Frauen für die Bedeutung der Früherkennung ist entscheidend. Je früher wir Anzeichen erkennen, desto größer sind die Behandlungserfolge.“
Der Zusammenhang von HPV und Gebärmutterhalskrebs
HPV spielt eine zentrale Rolle in der Entstehung von Gebärmutterhalskrebs. Dr. Ensat erläutert: „Etwa 80 % der Frauen infizieren sich im Laufe ihres Lebens mit HPV, wobei die meisten Infektionen asymptomatisch verlaufen und viele Frauen nach 12 Monaten wieder virusfrei sind. Einige Hochrisiko-Typen, wie HPV 16 und 18, können jedoch persistieren und über Jahre hinweg zu Krebsvorstufen und letztendlich zu Gebärmutterhalskrebs führen.“ HPV verursacht Krebsvorstufen und ist nicht nur für Gebärmutterhalskrebs und Genitalwarzen verantwortlich, sondern auch für Karzinome der Scheide, des Anus, des Penis, des Rachens und des Kehlkopfes.
Impfen zur Prävention
Sie betont weiter: „Die HPV-Impfung kann das Risiko eines Gebärmutterhalskarzinoms um über 95 % reduzieren, idealerweise wenn sie vor Beginn der sexuellen Aktivität verabreicht wird.“ Seit Juli 2024 ist die HPV-Impfung für Personen im Alter von 9 bis 30 Jahren kostenfrei erhältlich, jedoch nur bis 31. Dezember 2025. Der Impfzyklus umfasst zwei Impfdosen, wobei die zweite Dosis zwischen sechs und zwölf Monaten nach der ersten verabreicht wird. Für Erwachsene über 30 Jahre sind drei Dosen empfohlen.
Wichtigkeit der Früherkennung
Die Früherkennung spielt eine zentrale Rolle beim Zervixkarzinom: Der PAP-Abstrich ermöglicht die frühzeitige Diagnostik von Krebsvorstufen, die oft keine Symptome hervorrufen. Dr. Ensat empfiehlt, den PAP-Abstrich ab dem 20. Lebensjahr oder mit Beginn der sexuellen Aktivität jährlich durchzuführen. Der HPV-Test sollte für Frauen ab 30 Jahren in Betracht gezogen werden, um potenzielle Risiken genauer zu bewerten.
Detektion von Krebsvorstufen
„Die sorgfältige Durchführung von Vorsorgeuntersuchungen führt zu einer hohen Detektionsrate von Krebsvorstufen, wodurch vorzeitige Behandlungen möglich sind“, erklärt Dr. Ensat. Bei auffälligen Befunden im PAP-Abstrich oder positiven HPV-Testergebnissen können weiterführende Untersuchungen wie Kolposkopie durchgeführt und Gewebeproben entnommen werden. Je nach Schweregrad der Erkrankung stehen verschiedene Behandlungsoptionen von minimalinvasiven Verfahren bis hin zu operativen Eingriffen zur Verfügung.
Behandlungsoptionen bei Gebärmutterhalskrebs
Bei kleinen Tumoren kann eine kegelförmige Entfernung des Gebärmutterhalses (Konisation) ausreichen, während bei großen Tumoren umfassendere Eingriffe, wie die Entfernung der Gebärmutter und angrenzender Gewebe, notwendig sein können. „Es ist nie zu spät für eine Impfung“, so Dr. Ensat. Insbesondere Frauen nach einer Konisation profitieren von der HPV-Impfung.
Fortgeschrittene Stadien und Kinderwunsch
Im fortgeschrittenen Stadium wird Gebärmutterhalskrebs häufig mit Strahlentherapie in Kombination mit Chemotherapie behandelt. „Bei Frauen mit Kinderwunsch können, je nach Situation, auch erhaltende Operationen wie die Trachelektomie in Betracht gezogen werden“, ergänzt Abteilungsvorstand Prim. Dr. Freydun Ronaghi, MBA (hier am Bild rechts).
Ergebnisse der Früherkennung in Österreich und Finnland
„Die Untersuchungsergebnisse der vergangenen 50 Jahre belegen, dass der PAP-Abstrich zu einem signifikanten Rückgang von Gebärmutterhalskrebs geführt hat“, berichtet Dr. Ensat. Im Jahr 1983 lag die Erkrankungsrate noch bei über 26 pro 100.000 Frauen, während sie 2022 auf etwa 9 pro 100.000 gesunken ist.
Ein Blick auf Finnland, das über ein effektives Screening-Programm verfügt, verdeutlicht die Bedeutung solcher präventiven Maßnahmen. In Finnland wird durch ein staatlich organisiertes Screening sowohl die Neuerkrankungsrate als auch die Sterberate signifikant gesenkt.
Frauen im Alter von 30 bis 50 Jahren erhalten alle fünf Jahre eine schriftliche Einladung zur Teilnahme am Screening. Dies hat dazu geführt, dass die Neuerkrankungsrate für Zervixkarzinome in Finnland lediglich halb so hoch ist wie in Österreich, und die Sterberate ist sogar viermal niedriger.
„Deshalb ist es eine dringende Empfehlung: Nehmen Sie regelmäßig an Vorsorgeuntersuchungen teil und lassen Sie sich gegen HPV impfen“, appelliert Dr. Ensat vom Krankenhaus der Barmherzigen Brüder St. Veit/Glan eindringlich.