Geschichte des Ordenswerkes in Feldsberg

Mutterhaus aller mitteleuropäischen Provinzen

Die erste Ansiedlung des Ordens der Barmherzigen Brüder nördlich der Alpen ist der Konvent in Feldsberg, etwa zehn Kilometer östlich von Nikolsburg, gewesen. Seine Gründung geht auf Fürst Karl I. von Liechtenstein im Jahr 1605 zurück.
 
Fürst Karl I. von Liechtenstein hatte als Abgesandter von Kaiser Rudolf II. beim Heiligen Stuhl die Gelegenheit, den Orden in Rom kennen zu lernen. Einige seiner an Malaria erkrankten Diener werden in seiner römischen Residenz von Brüdern gepflegt und geheilt. Tief beeindruckt zeigt sich Karl von der Gewissenhaftigkeit und Professionalität der Brüder sowie von P. Johannes Baptist Savonatius de Cassinetti, unter dessen Leitung die Brüder arbeiten.

Nach Österreich zurückgekehrt, erbittet Karl I. von der Ordensleitung die Entsendung einiger Brüder nach Feldsberg. Am 10. Februar 1605 treffen diese, unter ihnen auch P. Cassinetti, in Feldsberg ein. Als Wirkungsstätte wird ihnen das bereits bestehende, aber äußerst kleine und ärmlich ausgestattete „Lazarett zur heiligen Barbara“ übergeben. Dieses hat sich an der Stelle befunden, wo heute in etwa der Chorraum der Klosterkirche ist. Zum Unterhalt der Kranken und der Brüder stiftet Karl I. „20 Joch Äcker, 10 Viertel Weingärten und 30 Überländweingärten“. Dazu steuert die fürstliche Familie noch jährlich 1000 fl. (Gulden) bei.

P. Johannes Baptist Savonatius de Cassinetti ist der erste Prior des Feldsberger Konvents, sehr gebildet und eine geschätzte, hoch angesehene Persönlichkeit. Er bekleidet hohe Ämter im Gesundheitswesen: So wird er beispielsweise von Kaiser Ferdinand II. in eine Kommission berufen, die sich der Betreuung alter, kranker und pflegebedürftiger Menschen widmet sowie sich um die Stiftung von Lazaretten und Krankenhäusern in den österreichischen Erblanden kümmert. Am 8. Jänner 1627 – im selben Jahr wie sein Gönner Fürst Karl I. – stirbt er in Prag, wo er seit 1620 Prior gewesen ist, im Range eines „Apostolischen Kaiserlichen Spitalkommissärs“.

 


Kirche der Barmherzigen Brüder in FeldsbergAus den ersten Zeiten fehlen nähere Daten oder Aufzeichnungen über das Wirken der Ordensbrüder in Feldsberg. Dies erklärt sich vor allem dadurch, dass die ganze Arbeitskraft der Brüder in den ersten 50 Jahren in die Gründung neuer Konvente fließt – hier seien nur Wien, Graz, Prag, Neuburg an der Donau oder Triest genannt. Weiters wenden die Brüder viel Zeit für die so genannte „äußere Tätigkeit“ auf. Sie wirken als Sanitäter und Feldärzte im gesamten Gebiet der Monarchie an allen Kriegsschauplätzen. Dies ist unter anderem im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648). Zusätzlich kommen viele Brüder bei Epidemien oder bei Hilfeleistungen auf den Schlachtfeldern ums Leben.


Schwierige Anfangszeit in FeldsbergDas Feldsberger Ordenswerk bleibt während dieser ersten Zeit ziemlich notdürftig eingerichtet und vor allem herrscht eine sehr beengte Raumsituation. Die Brüder müssen aufgrund der Größe und des Zustands des Spitals in Privathäusern wohnen. Ein eigenes Konventgebäude existiert noch nicht. Obwohl in den ersten fünfzig Jahren des Bestehens von Feldsberg schon 153 neue Brüder in die Provinz aufgenommen werden, legt kein einziger Bruder seine Profess in Feldsberg ab, und nur einer stirbt während dieser Zeit in Feldsberg. Dies alles deutet darauf hin, dass, wie eine alte Chronik schreibt, „sich hier nur ein äußerst beschränktes Feld der lokalen Tätigkeit abwickelte, welche anfänglich nichts Bemerkenswertes darbot“.

Dennoch widmen sich die Brüder sorgfältig ihrer eigentlichen Aufgabe: der Krankenpflege. Gewissenhaft führen sie auch eine genaue schriftliche Pflegedokumentation. Die ältesten Patientenbücher stammen aus dem Jahr 1630.

Die Zahl der Patienten ist im Feldsberger Spital anfangs – in Relation zur Kapazität von sechs Betten – relativ niedrig. Die meisten Patienten sind entweder mittellose Kranke oder verwundete Soldaten. Genauere Details oder Aufzeichnungen existieren aus dieser Zeit jedoch nicht mehr, weil sie im Mai 1655 beim Brand des Wiener Ordenswerkes, welches auch als Archiv für Feldsberg diente, unwiederbringlich zerstört wurden.


Ein neues Spital entstehtFür das Feldsberger Ordenswerk beginnt am 19. August 1659 mit der Ankunft von P. Konstantin Scholz sowie dreier Mitbrüdern gleichsam eine neue Epoche. Zwar finden auch diese zu Beginn ihrer Tätigkeit weder für die Kranken noch für sich selbst genügend Räumlichkeiten vor und müssen daher teilweise noch immer in Privathäusern wohnen, doch diese Umstände bewegen Fürst Karl Eusebius von Liechtenstein und seine Gemahlin Johanna Beatrix, ein neues Spital mit einem eigenen Konventgebäude für die Brüder zu errichten.

Fürst Karl Eusebius sichert die Existenz des Hauses durch ein so genanntes „Fundations-Instrument“, durch welches die Geld- und Naturalbezüge bis zur Ausfertigung eines ordnungsmäßigen Stiftbriefes gewährleistet werden. Auch Fürstin Johanna Beatrix widmet zum Erhalt der zwölf Krankenbetten und ebenso vieler Brüder laut Stiftbrief vom 1. Juli 1675 den Betrag von 10.000 Gulden.

Auch anderweitig unterstützt das Haus Liechtenstein das Ordenswerk der Barmherzigen Brüder in großzügigster Weise. Und so kann am 17. Juli 1662 unter Prior Scholz der Grundstein zum Bau eines eigenen Konventgebäudes gelegt werden, welches bereits 1668 weiter ausgebaut und aufgestockt wird. Auch das kleine Spital erhält unter Prior Scholz einen Zubau, und am 27. August 1668 werden die Kranken in das mit zwölf Betten vollkommen neu eingerichtete Spital gebracht. Durch kluge und weitsichtige Zukäufe von Feldern, Weingärten und Wäldern sowie deren erfolgreiche Bewirtschaftung gelingt es Prior Scholz, die wirtschaftliche Existenz des Ordenswerkes langfristig abzusichern. Erst mehr als ein halbes Jahrhundert nach der Gründung der Ordensniederlassung in Feldsberg sind Konvent und Spital nun in dem von Anbeginn an erhofften Zustand.

Im Jahre 1668 wird auch die alte, bereits baufällige Barbara-Kapelle teilweise abgetragen und der Grundstein zur heutigen Kirche gelegt. Die Weihe des neuen Gotteshauses nimmt am 28. Juni 1671 der Wiener Weihbischof Jodok von Brendt, genannt Höphffner, vor. Im Jahr 1673 werden die beiden Türme errichtet, und 1693 wird der Dachstuhl der Kirche, welcher bis dahin nur provisorisch mit Schindeln versehen ist, mit Ziegeln eingedeckt.

1673 sind acht Brüder in Feldsberg tätig. 1675 werden bereits 15 und 1683 19 Brüder gezählt. Die wachsende Bedeutung des Feldsberger Konventes zeigt sich auch darin, dass 1668 hier schon vier Brüder ihre Ordensgelübde ablegen.

 

   
Aus- und Umbauten im OrdenswerkDie Neu- und Umbauten dieser Jahre können nur allmählich vorgenommen werden, da die Brüder infolge der häufigen Epidemien und der damit einhergehenden Pflege der Kranken – sowohl im Hause selbst als auch extern – überaus beansprucht sind. Aber auch schwere Schicksalsschläge bleiben ihnen nicht erspart. So wütet beispielsweise 1679 die Pest im Raum Feldsberg, verschont 1713 jedoch die Stadt völlig, was die Brüder auf die Fürsprache des heiligen Johannes von Gott zurückführen und ihm 1715 dafür zum Dank eine große Statue im Garten aufstellen. 1724 beherrscht wiederum der Skorbut das nördliche Niederösterreich und allein aus der Stadt Feldsberg werden 19 Kranke in das Spital aufgenommen. 1726 sterben elf von 18 Brüdern während einer verheerenden Typhus-Epidemie.

1720 werden die Krankenzimmer abermals erweitert und mit größeren Fenstern versehen. 1751 erfolgt der Einbau eines Quertraktes und 1762 wird unter Prior Matthäus Grimm erneut ein weiterer Trakt errichtet. Hier entsteht auch ein eigener, vom restlichen Spital abgetrennter Bereich für frisch operierte Patienten. Durch diese Maßnahme gelingt es, die postoperative Infektionsrate signifikant zu senken. Ermutigt durch diesen Erfolg nehmen die Brüder weitere Verbesserungen in Angriff. Sämtliche Baumaterialien stellt auch diesmal die „Fürst Liechtensteinsche Verwaltung“ den Barmherzigen Brüdern unentgeltlich zur Verfügung.

Im Jahr 1756 hat das Spital 36 Betten und für 1761 sind 29 Brüder verzeichnet. Gemeinsam mit ihnen arbeiteten im Ordenswerk auch Laien, hauptsächlich jedoch im Bereich der Landwirtschaft.

1737 erfolgt die Erweiterung des Musikchors der Kirche, eine neue Orgel wird aufgestellt und viele andere Umgestaltungen erfolgen. Die heute an der Außenseite der Kirche stehende Kreuzigungsgruppe befand sich ursprünglich an der Friedhofsmauer im Garten, wo auch die Gruftkapelle der Brüder gewesen ist. Im Jahre 1757 wird das Hochaltarbild, den heiligen Augustinus in der Glorie darstellend, von Johann Cymbal gemalt. Dieser arbeitet zu dieser Zeit auch in vielen anderen Konventen des Ordens, etwa in Wien.

 

Konvent und Spital zu Feldsberg im Jahr 1886

Großartige HeilungserfolgeIm Jahre 1726 sendet Kaiserin Elisabeth Christine eine ihrer Hofdamen mit einem in Wien als bereits unheilbar diagnostizierten Leiden zum Wundarzt und Barmherzigen Bruder Lazarus Nöbel nach Feldsberg (die genaue Diagnose ist uns nicht überliefert). Dieser nimmt einen chirurgischen Eingriff vor, die Hofdame erholt sich binnen kürzester Zeit und kann wieder gesund nach Wien zurückkehren, wo ihre Genesung fast für ein Wunder gehalten wird. Kaiserin Elisabeth Christine spendet daraufhin zum Dank dem Konvent 100 Stück „Species-Dukaten“ und einen prächtigen Ornat.

Ein Jahr später kann Frater Lazarus Nöbel dem jugendlichen Fürsten Johannes Nepomuk Karl, der ebenfalls als unheilbar krank gilt, das Leben retten. Seine Mutter löst das am Krankenbett ihres Sohnes abgelegte Gelübde ein und ermöglicht dadurch die Gründung des Proßnitzer Konventes im Jahr 1736.

Während der Zeit der Napoleonischen Kriege wird der Konvent durch die Verpflegung kranker Soldaten überaus stark in Anspruch genommen. Mit größter Anstrengung erfüllen die Brüder ihre Arbeit, behandeln, pflegen und betreuen verwundete und kranke österreichische, russische sowie französische Soldaten, die sich in großer Anzahl in ihrem Spital befinden. Nach der Schlacht von Aspern im Jahr 1807 werden beispielsweise rund 100 verwundete Soldaten im Spital und weitere 126 in benachbarten Privathäusern gepflegt sowie medizinisch betreut. Spital und Konvent zählen damals insgesamt 24 Brüder und 17 Angestellte.

1831 breitet sich in Mitteleuropa eine Cholera-Epidemie aus, und wieder sind es die Brüder, die sich um die Versorgung der Kranken im Großraum Feldsberg kümmern. Während einer neuerlichen Epidemie im Jahr 1849 sterben 32 Patienten.


SchicksalsschlägeIm Jahre 1854 erleidet der Konvent einen großen Brandschaden, da Schüttboden und Remisen durch Feuer zerstört werden. Doch auch in diesem Fall unterstützt das Haus Liechtenstein die Barmherzigen Brüder zum wiederholten Male in großzügiger Weise. Es stellt das gesamte erforderliche Bauholz unentgeltlich zur Verfügung. In der Folge ereilen das Ordenswerk weitere Schicksalsschläge: in Feldsberg grassiert 1855 erneut die Cholera, 25 Patienten und vier Brüder sterben, 1856 wütet der Typhus.

Im Dezember 1858 stirbt Fürst Alois I., dem der Konvent als großen Wohltäter vieles zu verdanken hat. Der damals noch jugendliche Fürst Johann II. tritt nun die Regierung an, „dessen“, wie in einem Buch der Brüder von 1892 zu lesen ist, „hoher Edelsinn und wahrhaft fürstliche Freigebigkeit und Mildtätigkeit nebst anderen Konventen des Ordens der Barmherzigen Brüder insbesondere dem Feldsberger Konvente in außerordentlichem Maße zugute kam, welcher ohne dessen unerschöpfliche Großmut niemals das geworden wäre, was er heute ist.“

 

Konvent und Spital zu Feldsberg im Jahr 1898
    
AufbruchsstimmungAb 1869 modernisieren Frater Dismas Remenarik und sein Oberarzt Frater Johannes de Deo Sobel, der später zum Provinzial gewählt wird, das Spital mit großem Eifer und schaffen in vielen Bereichen Verbesserungen: Die alten Himmelbetten werden aus den Krankenzimmern entfernt, eine Belüftung derselben installiert, die Chirurgie wird mit neuen Instrumenten und diversen Behelfen ausgestattet sowie an den Wissensstand und die Erfordernisse der Zeit angepasst. Die Heilungs- und Operationserfolge sind aufgrund der Neuerungen derart groß, dass man sich zu weiteren Modernisierungen im ganzen Spital ermuntert sieht.

1872 wird Frater Mariophilus Fülbir, ein Apotheker, Prior in Feldsberg. Neben fortwährenden Renovierungen, die in einem alten Gebäude unvermeidlich sind, können durch die Unterstützung des regierenden Fürsten die beiden Kirchentürme, welche seit 1673 nur Notdächer hatten, um zwölf Meter erhöht und mit Kupfer eingedeckt werden.

Als im Jahre 1876 das kaiserliche Heer zwischen Feldsberg und Nikolsburg große Manöver abhält, hat der Konvent das Glück, Kaiser Franz Josef I. als Gast im Haus begrüßen zu dürfen. Vom damaligen Provinzial P. Dismas Remenarik und Prior P. Mariophilus Fülbir empfangen, besichtigt der Kaiser das Spital, spricht seine vollste Zufriedenheit aus und überreicht eine Spende von 250 Gulden fl., welche im Laufe der Zeit an aus dem Spital entlassene arme und bedürftige Kranke verteilt wird.


Der Neubau des SpitalsGegen Ende des 19. Jahrhunderts stoßen sowohl die Bausubstanz als auch die räumlichen Ausmaße an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit. Der alte Bau lässt manches zu wünschen übrig; wenn auch versucht wird, ständig Adaptierungen und Verbesserungen vorzunehmen. Letztlich gelingt es jedoch nicht, ihn so einzurichten, wie der damalige Stand der medizinischen Wissenschaft und die sanitären Vorschriften es erfordern, weil im gesamten Gebäude mit einer beständigen „Grundfeuchtigkeit“ gekämpft werden muss.
    
All diesen jahrzehntelangen Schwierigkeiten bereitet Fürst Johann von Liechtenstein ein segensreiches Ende, als er am 5. Juni 1888 Prior Michael Czerny seinen Entschluss mitteilt, dass er einen vollständigen Neubau des Spitals errichten möchte.

Das Jahr 1889 ist für die Konzeption und Planung des neuen Spitals vorgesehen: Gutachten und Expertisen werden von hochkarätigen Fachmännern eingeholt: beispielsweise von Dr. Böhm, dem Direktor des Wiener allgemeinen Krankenhauses oder vom berühmten Chirurgen Professor Theodor Billroth.

 

Refektorium des Feldsberger Konventes, Ansicht um 1890


Am 22. April 1890 können endlich die eigentlichen Bauarbeiten mit der Abdeckung des alten Daches und der Abnahme der Dachstühle beginnen. Nachdem alle Zimmer im Konventgebäude mit etwa 30 Krankenbetten eingerichtet sind, und nach der vollständigen Räumung des Krankenhauses wird am 28. April mit dem Abbruch der Mauern begonnen. Am 31. Juli 1890 erfolgt in Anwesenheit von Konvent, Prior, Provinzial und Fürst Johann die Grundsteinlegung zum Bau des neuen und des in Teilen noch heute sichtbaren Spitals der Barmherzigen Brüder in Feldsberg.

Bei der Abtragung der alten Gebäude stoßen die Arbeiter auf die Reste der ehemaligen achteckigen gotischen Barbara-Kapelle, des ersten Lazaretts und viele Gebeine aus dem Bereich des alten Friedhofs. Die Grundsteine aus den Jahren 1651 und 1662 werden gleichfalls, doch ohne Inhalt, freigelegt.

Der Neubau des Feldsberger Krankenhauses kann innerhalb von zwei Jahren vollendet und bereits am 30. August 1892 in festlicher Weise eingeweiht werden.

 

Innenhof des Krankenhauses in Feldsberg, um 1904


Im Jahr 1901 erhält die Stadt Feldsberg ein eigenes Trinkwasserleitungsnetz. Eine große Erleichterung für Konvent und Spital, die bis dahin stets Mangel an gutem Wasser gehabt haben. Durch die abermalige Unterstützung des Hauses Liechtenstein werden zu Beginn des 20. Jhdts. die kompletten Außenfronten des Klosters, der Kirche und der Türme vollständig renoviert, ferner die ebenerdigen Gänge des Konventgebäudes und des Refektoriums mit Klinkerplatten neu gepflastert und das Hochaltarbild der Kirche vollständig restauriert.

Um die Leistungen des Brüder-Spitals im 19. Jahrhundert zu verdeutlichen, seien kurz folgende Zahlen genannt: In der Zeit von 1804 bis 1904 wurden laut den Protokollausweisen 81.043 Kranke aufgenommen und verpflegt. Die Anzahl der Verpflegstage betrug in diesen hundert Jahren 1,364.917. 1904 wurden 1.119 Kranke aufgenommen, die Anzahl der Verpflegstage lag allein in diesem Jahr bei 19.693 Tagen.

 


Zeit der schwersten PrüfungenWährend des Ersten Weltkriegs dient das Spital als Kriegslazarett. Bereits am 13. September 1914 treffen die ersten Verletzten im Haus ein. Die Abtrennung Feldsbergs von Österreich und die Angliederung an die Tschechische Republik im Jahr 1920 bringen für manche tschechische Brüder die Erfüllung ihrer Wünsche. Andererseits bedeutet dies für das Spital den Verlust des größten Teils seines Einzugsbereiches, da man als bisheriger Teil Niederösterreichs viel mehr nach Süden als nach Norden orientiert gewesen ist.

Den Wegfall der Patienten aus Österreich versucht Prior Bertin Ellner durch die Zusammenarbeit mit dem städtischen Spital in Feldsberg auszugleichen. Erst 1930 kommt es dazu, aber unter der Bedingung, dass im Brüderspital eine gynäkologische Abteilung errichtet wird. In einem zweistöckigen Zubau wird diese bereits ein Jahr später eröffnet, wodurch sich der Bettenstand auf 150 erhöht. Die Pflege übernehmen hier die „Barmherzigen Schwestern vom heiligen Kreuz“ aus Chropyn. Mit dem Erfolg des Ordens in der medizinischen und pflegerischen Betreuung der Patienten kann das städtische Spital nicht konkurrieren, und dieses wird daher geschlossen und mit Wirkung vom 1. Jänner 1935 an das Spital der Brüder angeschlossen. Die Krankenhauskapazität erreicht nun plötzlich 300 Betten.
 
Am 8. Oktober 1938 besetzen deutsche Truppen Feldsberg. Der Ort wird wieder an Niederösterreich (damals „Niederdonau“) angegliedert, und noch im selben Monat verlassen die tschechischen Brüder die Ordensniederlassung. Erst nach dem Kriegsende in Feldsberg, am 21. April 1945, kehren sie zurück. Im Jänner 1949 erfolgt die Verstaatlichung des Spitals. In dieser Zeit zählt der Konvent nur mehr sechs Brüder. Das Krankenhaus bekommt wie alle Gebietskrankenhäuser drei Primariate – Innere Medizin, Chirurgie und Gynäkologie – 1954 wird in einem anderen Gebäude eine Kinderabteilung gegründet.

 

Innenhof des Krankenhauses in Feldsberg, Frühjahr 2005 


Der Orden ist in der Folgezeit großem politischen Druck sowie Repressionen ausgesetzt, und entschließt sich daher, am 28. April 1960 Konvent und Spital zu verlassen. In den Jahren nach der „Wende“ von 1989/90 lebt für kurze Zeit wieder ein Bruder im Feldsberger Konvent, und 2002 erhält der Orden die Klosterkirche wieder zurück.

Heute, über 400 Jahre nach der Ankunft der ersten Brüder in Feldsberg, ist der Orden der Barmherzigen Brüder jedoch hier nur noch symbolisch präsent.

 

Österreichische Ordensprovinz des Hospitalordens des heiligen Johannes von Gott
Taborstraße 16
1020 Wien

ÖSTERREICHISCHE ORDENSPROVINZ

des Hospitalordens des
heiligen Johannes von Gott

"Barmherzige Brüder"

Taborstraße 16

1020 Wien

 

Tel.: 0043 1 21121 1100

Fax: 0043 1 21121 1120

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