Warum uns die Umwelt bewegt
Umweltschutz ist für uns ein grundlegender Handlungsauftrag. Wir sind als christliche Einrichtung dazu richtiggehend verpflichtet. Dieser Auftrag spiegelt sich in zahlreichen Texten – hier eine kleine Auswahl – wider.
Umweltschutz ist für uns ein grundlegender Handlungsauftrag. Wir sind als christliche Einrichtung dazu richtiggehend verpflichtet. Dieser Auftrag spiegelt sich in zahlreichen Texten – hier eine kleine Auswahl – wider.
"Nach einer Zeit irrationalen Vertrauens auf den Fortschritt und das menschliche Können tritt jetzt ein Teil der Gesellschaft in eine Phase stärkerer Bewusstheit ein. Es ist eine steigende Sensibilität für die Umwelt und die Pflege der Natur zu beobachten, und es wächst eine ehrliche, schmerzliche Besorgnis um das, was mit unserem Planeten geschieht. Wir geben einen – wenn auch sicherlich unvollständigen – Überblick über jene Fragen, die uns heute beunruhigen und die wir jetzt nicht mehr unter den Teppich kehren können. Das Ziel ist nicht, Informationen zu sammeln oder unsere Neugier zu befriedigen, sondern das, was der Welt widerfährt, schmerzlich zur Kenntnis zu nehmen, zu wagen, es in persönliches Leiden zu verwandeln, und so zu erkennen, welches der Beitrag ist, den jeder Einzelne leisten kann."
Nr. 19 Enzyklika Laudato Si’ von Papst Franziskus
"Viele von denen, die mehr Ressourcen und ökonomische oder politische Macht besitzen, scheinen sich vor allem darauf zu konzentrieren, die Probleme zu verschleiern oder ihre Symptome zu verbergen, und sie versuchen nur, einige negative Auswirkungen des Klimawandels zu reduzieren. Viele Symptome zeigen aber an, dass diese Wirkungen jedes Mal schlimmer sein können, wenn wir mit den gegenwärtigen Produktionsmodellen und Konsumgewohnheiten fortfahren. Darum ist es dringend geboten, politische Programme zu entwickeln, um in den kommenden Jahren den Ausstoß von Kohlendioxid und anderen stark verunreinigenden Gasen drastisch zu reduzieren, zum Beispiel indem man den Gebrauch von fossilen Brennstoffen ersetzt und Quellen erneuerbarer Energie entwickelt."
Nr. 26 Enzyklika Laudato Si’ von Papst Franziskus
42. Wenn die Sorge für die Menschen und die Ökosysteme untrennbar sind, erlangt dies dort besondere Bedeutung, wo „der Wald keine auszunutzende Ressource ist, sondern ein Wesen oder mehrere Wesen, mit denen man in Beziehung treten kann“. Die Weisheit der ursprünglichen Völker Amazoniens „inspiriert dazu, sorgsam und respektvoll mit der Schöpfung zu leben, im klaren Bewusstsein ihrer Grenzen, das jeden Missbrauch verbietet. Die Natur missbrauchen bedeutet, die Vorfahren, die Brüder und Schwestern, die Schöpfung und den Schöpfer zu missbrauchen und dadurch die Zukunft aufs Spiel zu setzen.“ Wenn die Indigenen „in ihren Territorien bleiben, sind es gerade sie, die am besten für sie sorgen“, vorausgesetzt, dass sie nicht in die Sirenengesänge und eigennützigen Angebote von Machtgruppen verwickelt werden. Der Schaden für die Natur trifft sie auf sehr direkte und greifbare Weise, denn wir „sind Wasser, Luft, Erde und Leben der von Gott geschaffenen Umwelt. Deshalb bitten wir, dass die Misshandlung und Ausbeutung von Mutter Erde aufhören. Die Erde blutet und ist am Ausbluten, die multinationalen Konzerne haben die Adern unserer Mutter Erde aufgeschnitten.“
Nachsynodales Apostolisches Schreiben "Querida Amazonia" von Papst Franziskus
Uferabschnitt am Amazonas
Die Sorge um die Schöpfung in ihrer Gesamtheit äußert sich in wachsendem Maße in den Umweltbewegungen. Das ökologische Gleichgewicht und eine vertretbare und gleichberechtigte Nutzung der Schätze der Erde sind wichtige Elemente zur Schaffung eines gerechten Miteinanders der verschiedenen Gemeinschaften in unserem heutigen „globalen Dorf“ und für ein verantwortetes Miteinbeziehen der künftigen Generationen, die einmal das erben werden, was wir hinterlassen. Die verantwortungslose Ausbeutung der Naturschätze beeinträchtigt die Lebensqualität, zerstört Kulturen und verelendet die Armen noch mehr.
Wir müssen Strategien entwickeln, die einen verantwortungsbewussten Umgang mit der Umwelt fördern, die uns gemeinsam ist und uns nur zur Verwaltung anvertraut ist.
Da in unseren Strukturen die verschiedensten Stoffe oft in großen Mengen verbraucht werden, können wir hier konkrete und richtungweisende Signale für ein größeres Umweltbewusstsein setzen, indem wir in unseren Häusern Umweltkommissionen bilden, die die Verwendung umweltfreundlicher Produkte privilegieren und Kurse und Seminare für die Brüder und Mitarbeiter veranstalten.
Charta der Hospitalität "4.2.6. Pflichten im Zusammenhang mit den Schätzen der Erde"
Wer von sich selbst erwartet bzw. davon ausgeht, dass er sich selbst oder seine Umwelt „perfekt“ verändern kann, hat nicht verstanden, dass Gott nicht nur an der Geschichte unserer Werke liegt, sondern auch und vor allem an unserer persönlichen Geschichte. Wir können die Zukunft nicht gewinnen, wenn wir nicht mit Wagemut und voller Anteilnahme unser Heute leben.
Prophetische Kraft äußert sich nämlich nicht nur in der Fähigkeit, die Zeichen der Zeit zu erkennen, sondern auch und vor allem in dem Vermögen, über die Gegenwart hinauszugehen und „die Zukunft mit den Augen Gottes zu sehen“.
Charta der Hospitalität "8.2 Die prophetische Kraft der Hospitalität"
Kapitel 7: Schöpfung, Natur und Umwelt
(48) Wie nie zuvor sind die Menschen heute in Sorge um die Zukunft der Natur und Umwelt. Durch Jahrtausende wurde der Mensch von den Naturkräften bedroht. Jetzt bedroht der Mensch die Natur in einem Ausmaß, daß ihr kaum heilbare Schäden zugefügt werden und sie ihrerseits in neuer Weise den Menschen bedroht. Wir teilen die Sorgen und Ängste, die viele unserer Brüder und Schwestern bestimmen, und anerkennen ihren Einsatz für die Erhaltung der Schöpfung.
(49) Wenn wir in unserem Sozialhirtenbrief zu den Fragen der Schöpfung, Natur und Umwelt Stellung nehmen, dann tun wir es entsprechend unserem religiösen Auftrag. Der biblische Schöpfungsbericht ist geprägt von der wiederkehrenden Aussage: "Und Gott sah, daß es gut war" (Gen 1-2). Diese gute Schöpfung übergab Gott dem Menschen, daß er sie "bebaue und behüte". Daraus folgt das Recht des Menschen, die Erde so in seinen Dienst zu nehmen, daß sie ihm dazu dient, "mehr Mensch zu werden". Indem der Mensch in der Vielfalt seines persönlichen und gemeinschaftlichen Schaffens mehr Mensch wird, verherrlicht er seinen Schöpfer, dessen Bild und Gleichnis er ist. Bebauen und Behüten kann aber nicht bedeuten, den Garten Gottes zu gefährden und zu verwüsten, sondern stellt die Aufgabe, ihn in der Art der Vorsehung und Fürsorge Gottes zu pflegen und zu vollenden. Indem der Mensch durch das Werk seiner Hände und die Kraft seines Geistes die Geheimnisse der Natur entdeckt und die Welt sinnvoll ordnet, trägt er dazu bei, daß die Schöpfung immer eindrucksvoller die Größe und Nähe des Schöpfers darstellt.
(50) Wenn immer Gott seinem auserwählten Volk Verheißungen, aber auch Mahnungen zukommen ließ, verband er sie mit dem Hinweis auf das Leben der kommenden Generationen. Er wollte nicht, daß sein Volk sich in die Gegenwart verlor, sondern daß es sich der Verantwortung für die Nachkommenschaft bewußt blieb. Wenn wir darum sagen, daß die Güter dieser Erde für alle Menschen bestimmt sind, dann gilt das nach dem Willen Gottes nicht nur für die Menschen von heute, sondern auch für die kommenden Generationen. Wir haben nicht das Recht auf schrankenlosen Gebrauch und Verbrauch, sondern die Pflicht und Verantwortung für die Welt und die Menschen von morgen.
(51) Schon der Schöpfungsbericht spricht darum von der Ursünde des Menschen, die nicht nur zu einer Entfremdung des Menschen von Gott und von sich selber führte, sondern auch zu einem "Aufruhr der Erde". Der Mensch tritt der Schöpfung nicht mehr in "Liebe und Weisheit", sondern in der Haltung des Egoismus und der Ausbeutung gegenüber.
Als Christen wissen wir, daß durch den Tod und die Auferstehung Christi nicht nur die Menschheit mit Gott versöhnt wurde, sondern daß es dem Vater gefallen hat, durch ihn alles zu versöhnen, "alles im Himmel und auf Erden" (Kol 1,20). Damit wurde auch die Schöpfung erneuert und all das, was einst dem Tod und dem Verfall ausgeliefert war, erhielt ein neues Leben bis hin zur Erwartung eines neuen Himmels und einer neuen Erde. Wenn auch die Menschheit trotz des durch Christus geschenkten Heiles bis zu seiner Wiederkunft weiterhin dem Gesetz der Sünde unterworfen bleibt, so enthält sein Evangelium eine Frohbotschaft und eine Wegweisung für den Umgang mit der Schöpfung: es besteht eine innere Beziehung zwischen dem Frieden mit Gott und dem Umgang mit der Schöpfung.
(52) Aus dieser religiösen Botschaft ergibt sich für den Christen ein ethisches Leitbild für den Umgang mit der Schöpfung. Zu allererst gilt es zu lernen, daß die Schöpfung und alles, was lebt, einen gottgewollten Eigenwert besitzt und nicht allein zum Nutzen des Menschen da ist. Der Ideologie eines grenzenlosen Wirtschaftswachstums durch willkürliche Ausbeutung der Natur ist die Ehrfurcht vor der und die Verantwortung für die Schöpfung entgegenzusetzen. Wo es zu Spannungen zwischen ökonomischen Wachstumsinteressen und ökologischen Erhaltungsinteressen kommt, muß dafür gesorgt werden, daß eine menschenwürdige Umwelt gesichert bleibt. Darum ist jeder wissenschaftlich-technische Fortschritt darauf zu überprüfen, ob er umweltverträglich ist und nicht zu Folgen führt, die eine schwere Gefährdung für den Menschen darstellen.
(53) Aus diesem religiös-ethischen Leitbild ergeben sich Verpflichtungen für das konkrete Handeln: Die Verantwortung für Schöpfung, Natur und Umwelt gehört zu den ganz persönlichen Pflichten des Einzelmenschen und seiner unmittelbaren Lebensgemeinschaft. Im persönlichen Lebensstil, im selbstkritischen Gebrauch der technischen Mittel, in der sparsamen Verwendung von Rohstoffen und Energie, im sorgfältigen Umgang mit Schadstoffen, in der Vermeidung von Abfällen, welche die Umwelt belasten, entscheidet sich bereits ein wesentlicher Teil der Verantwortung für Natur und Umwelt. Ohne eine kritische Selbstprüfung und Umkehr auf der persönlichen Ebene lässt sich die ökologische Frage nicht menschengerecht lösen. Es braucht eine "Bekehrung in der Art des Denkens und des Verhaltens".
(54) Auch in der ökologischen Frage darf nicht alles vom Staat erwartet werden. Es gilt auch hier das Subsidiaritätsprinzip, das Grundgesetz der gestuften Selbsthilfe. Pfarrgemeinden, Ortsgemeinden, Sozialverbände und andere Vereinigungen haben Verantwortung wahrzunehmen. Wenn es darum geht, unsere natürlichen Lebensgrundlagen zu verteidigen, dann muß auch manchmal ein klares Nein zu bestimmten Vorhaben gesagt werden. Eine besondere Aufgabe haben hier die Verantwortlichen der Wirtschaft. Wir alle werden uns noch kritischer fragen müssen, ob wir den Raubbau an gewissen Ressourcen noch hinnehmen dürfen, oder ob wir nicht bereits zu einem radikalen Umdenken gezwungen sind.
(55) Es zeigt sich immer deutlicher, daß die Bedrohung von Schöpfung, Natur und Umwelt bereits ein solches Ausmaß angenommen hat, daß ein direktes Eingreifen des Staates notwendig geworden ist. Die Erhaltung und Wiederherstellung einer menschenfreundlichen Natur und Umwelt werden Opfer und Verzicht auch wirtschaftlicher und finanzieller Art verlangen. Sie müssen in solidarischer Haltung eingefordert und geleistet werden. Dazu ist der Staat im Namen des Gemeinwohles berechtigt und verpflichtet.
(56) Die Bedrohung von Schöpfung, Natur und Umwelt läßt sich heute nicht mehr bloß innerstaatlich bewältigen. Die Ursachen sind überstaatlich und weltweit geworden und darum müssen auch weltweite Lösungen angestrebt werden. Die Kirche begrüßt und unterstützt dieses Bemühen. Sie weist dabei aber auch auf eine andere Aufgabe hin, die ebenso vordringlich ist: Die Bedrohung der Natur und Umwelt auf weltweiter Ebene hängt mit dem Elend der Entwicklungsländer zusammen. Die Ausbeutung des Bodens, das Abholzen der Wälder, das unkontrollierbare Wachstum der Städte, können nur durch eine schrittweise, aber sehr bewußte wirtschaftliche, soziale und kulturelle Entwicklung der Völker eingedämmt werden. Solange diese "Strukturen der Armut" weiterbestehen und sogar noch anwachsen, wird auch die Bedrohung der Natur und Umwelt weiterbestehen und zunehmen.
(57) Wir sind uns bewußt, daß diese Umkehr und Bekehrung auf verschiedenen Ebenen eine umfassende Bewußtseins- und Gewissenbildung erfordert. Ohne eine breite Zustimmung von seiten der Bevölkerung lassen sich die dringend erforderlichen Maßnahmen weder auf innerstaatlicher, noch auf weltweiter Ebene durchführen. Wir wollen mit aller Entschiedenheit an diesem Bewußtseinswandel mitarbeiten. Für die Kirche geht es dabei keineswegs um eine bloß profane Angelegenheit, sondern um einen Auftrag, der mit dem Willen Gottes zu tun hat.
Sozialhirtenbrief der katholischen Bischöfe Österreichs vom 15. Mai 1990
Das Großglocknermassiv im Winter