Das Institut für Sinnes- und Sprachneurologie ist eine Spezialabteilung im Konventhospital der Barmherzigen Brüder Linz. Das Institut unterstützt Menschen mit Hör- und Mehrfachbeeinträchtigung, Sprech- und Sprachfehler, bei Lernschwächen Autismus. Ziel ist es, auch bei einer Beeinträchtigung der Kommuniakton die persönlichen Entwicklung zu fördern und zu stärken.
Am Standort Bischofstraße werden im Rahmen der Lebensweg Menschen mit Hörbeeinträchtigung und zusätzlichen Bedürfnissen in Form einer Tagesstruktur bietet eine Wohn- und Arbeitswelt optimale Strukturen für eine sinnstiftende Tätigkeit und Raum für gesicherte Kommunikation und Gemeinschaft.
LEITBILD DER LEBENSWELT:
Menschen mit Gehörlosigkeit und zusätzlichen Bedürfnissen
Zielgruppe der Lebenswelt sind Menschen mit Gehörlosigkeit (Hörbeeinträchtigung) und zusätzlichen Beinträchtigungen. Auch wenn die zusätzlichen Beeinträchtigungen heterogen sind (intellektuell, physisch, sensorisch, psycho-sozial etc.), so ist doch den Betroffenen gemeinsam, dass durch den Ausfall des auditiven Kanals Kommunikationsprozesse primär visuell (Gebärden, Bildsysteme) zu gestalten sind. Die Bedürfnisse von dualsinnesbeeinträchtigen (taubblinden) Menschen werden speziell beachtet. Ebenso fallen Menschen mit besonderem Bedarf an visueller und alternativer Kommunikation in die Zielgruppe der Lebenswelt.
Menschen der Zielgruppe werden unabhängig von Alter, Geschlecht und Religion aufgenommen, wobei für alle, vor allem die Einschätzung des Entwicklungspotentials in Richtung Teilhabe an der Gemeinschaft für die Aufnahme ausschlaggebend ist.
Entwicklungsorientiert
Jeder Mensch hat ein angelegtes Potential, das oft erst freigelegt, entdeckt und gefördert werden will. Es gibt auch Entwicklungen im Alter oder bei Erkrankungen, die erst verarbeitet werden müssen und wo Sicherheit, Beständigkeit in der Gemeinschaft eine hohe Bedeutung haben. Dabei spielt die Orientierung an der Person die entscheidende Rolle.
Die MitarbeiterInnen stehen ebenso im Entwicklungsprozess, auch wenn ihnen vielfach die Rolle als Entwicklungshelfer zukommt, um angelegte Ressourcen der TeilnehmerInnen zur Entfaltung zu bringen.
Therapeutische Gemeinschaft
Zugang zur Gemeinschaft und ihren sozialen Prozessen war für viele Personen mit Hörbeeinträchtigungen und zusätzlichen Beeinträchtigungen in ihrer Kindheit und bisherigen Biografie aufgrund der Kommunikationsbarrieren kaum möglich. Die Konsequenzen daraus zeigen sich u.a. in umfassenden Defiziten in der sozialen, emotionalen und kognitiven Entwicklung.
Der ursprüngliche Wortsinn von „Therapie“ oder „therapeutisch“ aus dem Griechischen „therapeuein“ bedeutet so viel wie verehren, Diener sein, bedienen, freundlich behandeln, zu gewinnen versuchen oder gut für jemanden sorgen. Darüber hinaus bedeutet „therapeuein“ zu pflegen und auch auszubilden.
Die Gemeinschaft, als soziales Gefüge, als „soziales Biotop“ wirkt auf jeden Menschen, der Teil dieser Gemeinschaft ist unterstützend, helfend, entwickelnd, herausfordernd, verändernd, heilend, …. Eine Gemeinschaft von Menschen, unterschiedlichster Eigenschaften, Fähigkeiten und Prägungen forciert die persönliche Entwicklung eines jeden.
Eine „therapeutische Gemeinschaft ermöglicht eine Entwicklung im Sinne von „sich bilden“ oder „Gestalt annehmen“ durch freundlichen Umgang, Konflikte gemeinsam lösen, füreinander sorgen oder pflegen, stets in hohem Respekt vor der Person.
Die Dynamik dieser Gemeinschaft wird in diesem Sinne bewusst wahrgenommen und gestaltet.
Die therapeutische Gemeinschaft bietet somit dieser besonderen Gruppe Zugang zu elementaren sozialen Lernerfahrungen und damit verbundenen
Entwicklungschancen
- Mitwirken und Heimat finden
Verstanden werden und verstehen, Annahme und Mitwirken innerhalb der Ortsgemeinschaft und sinnvolle Beschäftigung sind wesentliche Bestandteile der Heimat „Lebenswelt ...“
Heimat finden bedeutet einen Platz zu haben (räumlich, wie auch in Bezug zu Menschen), wo der Mensch willkommen ist, dazu gehört, sie / er selbst sein kann und mitwirkt ihr / sein Umfeld zu gestalten. Dazu zählen Mitsprache bei den täglichen Aufgaben und im Arbeitsbereich.
- Teil des Ortslebens
Eine Lebenswelt hat eine gesicherte visuelle Kommunikationsform innerhalb der Einrichtung und ist so in gewisser Weise eine „Sprachinsel“. Die Erfahrung hat gezeigt, dass die Sicherheit in einer kleineren Gemeinschaft TeilnehmerInnen ermutigt sich in die größere Ortsgemeinschaft einzubringen. Diese enge Verwobenheit im Sinne des Inklusionsgedanken per se (Teilhabe) wird einerseits durch den Namen Lebenswelt + Ortsname und durch die Lage der Lebenswelt im Ortszentrum zum Ausdruck gebracht. Weiters wird die Ortsgemeinschaft unterstützt, die Kommunikationsform der Lebenswelt (Gebärdensprache) zu erlernen und anzuwenden. Gemeinsame Projekte und Feiern fördern das Miteinander.
- Gesicherte Kommunikation
Kommunikation ist der Schlüssel für die Gestaltung von Beziehungen und Entwicklung. Menschen mit einer Sinnesbeeinträchtigung sind enorm benachteiligt. In der Öffentlichkeit und Gesellschaft können diese Nachteile nicht ausreichend kompensiert werden. So gestalten wir innerhalb unserer Einrichtungen Rahmenbedingungen, durch die die Kommunikation untereinander möglich ist. Dazu gibt es verschiedene Methoden. Wir sind bereit, diese Methoden und Sprachen in dem Maße zu erlernen, wie dies zu einer Inklusion aller Beteiligten notwendig ist. Dazu zählen vor allem die Gebärdensprache und andere visuelle und alternative Kommunikationsformen.
- Bedingungslose Wertschätzung jeder Person
Bedingungslose Wertschätzung jeder Person bedeutet für uns, dass jeder Mensch seine Würde in sich trägt. Diese Würde kann niemandem abgesprochen werden, egal was jemand kann oder tut. Auch Fehlverhalten und Defizite können daran nichts ändern. Niemand darf es sich verdienen müssen, angenommen, wertgeschätzt und respektiert zu werden. So ist jede Person grundsätzlich und ohne Bedingung als Mensch wertzuschätzen und anzunehmen. Die Erfahrung dieser bedingungslosen Wertschätzung und Annahme hat für jede/n in der Gemeinschaft eine heilsame Wirkung.
- Persönliche Beziehung
Die bedingungslose Wertschätzung führt zu einer bedingungslosen Annahme und ermöglicht eine angstfreie Beziehung, in der die Person sie selbst sein darf, mit allen Fehlern, Schwächen, Stärken und Eigenheiten. Eine persönliche Beziehung einzugehen bedeutet, sich als Person zur Verfügung zu stellen. Dies äußert sich im miteinander Teilen, Hoffen, Trauern, sich gegenseitig Ermahnen, Entschuldigen und Vergeben, Helfen und Ermutigen - am Leben teilhaben und teilhaben lassen.
- Individuelle Entfaltung
Etwas Verborgenes kommt zum Vorschein, das nicht absehbar oder zu erwarten ist, weil es ganz individuell und nicht mit anderen vergleichbar ist. Erst im Entfalten wird sichtbar was eigentlich schon vorhanden war. Der Prozess der Entfaltung ist jedoch genauso individuell wie auch das, was zum Vorschein kommt.
Vom Schöpfer Angelegtes soll immer mehr zur Geltung kommen, die Vision vom Potential jedes Menschen leitet den therapeutischen Prozess. Dabei kommt der sinnstiftenden Arbeit in einem strukturierten Tagesablauf eine wesentliche Bedeutung zu.
Diese Gemeinschaft versteht sich als Gruppe, in der jede Person ein wichtiger Bestandteil des Ganzen ist, gerade in ihrer Individualität und Einzigartigkeit, gleich einem Körper mit all seinen Organen oder einem Biotop. Das Miteinander hält den Organismus funktionsfähig, lebendig und gesund. Das Wir-Gefühl wird verstärkt durch gemeinsame Erlebnisse und Werte, sowie Anteilnahme aneinander. Die Verbindung von „Individuellem mit Gemeinsamen“ ist ein Qualitätszeichen gelingender Gemeinschaft.
- An der Frohen Botschaft von Jesus orientiert
Die Erzählungen über das Leben Jesus berichten sehr anschaulich von bedingungsloser Annahme, persönlicher Beziehung, therapeutischer - entwicklungsorientierter Gemeinschaft, Beheimatung oder individueller Entfaltung. Die Berichte von und über Jesus von Nazareth sind deshalb eine frohe Botschaft und sie ist eine Hilfe, dieses Leitbild lebendig werden zu lassen.
Die Inhalte der Evangelien werden regelmäßig in „Andachten“ als Geschichten in Gebärdensprache erzählt, gemalt, gespielt, erklärt und in unseren Alltag übertragen. Die Frohe Botschaft macht klar, von Gott uneingeschränkt angenommen zu sein und macht damit auch zum einander Vergeben frei.
- Alle nehmen teil
Diese Gemeinschaft steht ständig in Entwicklung, gleich einer großen Baustelle/einem Garten, in der/dem jede/r, gleichgültig in welcher Rolle, Begabung und Fertigkeit, Funktion und Stellung mitarbeitet. Auch die professionellen MitarbeiterInnen verstehen sich nicht als DienstleisterInnen, sondern als TeilnehmerInnen und werden als solche wahrgenommen. Darüber hinaus versteht sich die Lebenswelt als Teil der lokalen Ortsgemeinschaft und bringt sich entsprechend ein.