Weihnachtsbotschaft von Pater Generalprior
«Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt» (Joh 1, 14).
Seine Sprache ist eine Sprache der Zärtlichkeit, der Liebe und Barmherzigkeit, die es ihm ermöglicht, alle Menschen zu erreichen, auch die am weitesten entfernten. Seine Liebe ist stärker als jeder andere Wunsch.
Gottes Entscheidungen überraschen uns immer wieder. Er, «jenes Geheimnis, das seit ewigen Zeiten verborgen war» (Kol 1, 26), kommt in einer Grotte bzw. in einem einfachen Stall zur Welt, weil in einem richtigen Haus kein Platz für sie war: So wurde der König der Könige, das eingeborene Wort des Vaters, der Retter der Welt geboren: in einer Krippe, inmitten von Stroh und Tieren. Eine Notgeburt, im besten Fall. Mit Josef und Maria, weit weg von zu Hause. Sie mussten Nazareth im Norden Palästinas verlassen und in den Süden ziehen, weil der römische Kaiser, der große und mächtige Herrscher, der von reichen und luxuriösen Palästen aus regierte, eine Volkszählung angeordnet hatte. Josef und Maria fanden keine Bleibe in Bethlehem, nachdem sie eine sicherlich beschwerliche Reise hinter sich hatten. Leider erleben wir trotz zweitausend Jahre Christentum immer noch unbeschreiblich viel Gewalt, Schmerz und Gleichgültigkeit, die die mächtige Botschaft der Erlösung und der Liebe, die Gott uns mit seiner Geburt geschenkt hat, in den Schatten zu stellen scheinen.
Liebe Brüder, liebe Familie des heiligen Johannes von Gott, die Erfahrung der Armut, der Demut und der Selbsthingabe, die uns Jesus gelehrt hat, hat in unserem Gründer, dem heiligen Johannes von Gott, einen hervorragenden Nachfolger gefunden. Sein Erbe lädt uns unablässig ein, dem Auftrag treu zu bleiben, uns um die Schwächsten – die Kranken, Armen und Bedürftigen – zu kümmern.
Das Weihnachtsgeschehen zeigt uns den Weg, den wir mutig wählen und beschreiten sollen; es sagt uns deutlich, welche Wege wir gehen sollen, um das Werk von Johannes von Gott fortzusetzen, nämlich indem wir uns umeinander kümmern und jeden Menschen, der in Not ist und Hilfe braucht, wertschätzen.
Darstellung der Geburt Jesu in der Krippe und Anbetung durch die Engel, Detail aus einem Glasfenster
In meiner Ansprache zum Schluss des 70. Generalkapitels sagte ich: «In einer Welt, die sich in einem noch nie dagewesenen Tempo verändert, ist es unerlässlich, zu den Ursprüngen unserer Sendung zurückzukehren. Die Botschaft des Evangeliums und das Beispiel unseres Gründers, des heiligen Johannes von Gott, laden uns zugleich zu kühner Radikalität und zeichenhafter Einfachheit ein». Um dazu imstande zu sein, müssen wir uns auf ein authentisches geistliches Leben stützen, das durch Gebet, ehrliches Suchen und brüderliche Hilfe im Alltag genährt wird. Setzen wir uns gemeinsam aus dem den Geist der Taufe und unserer Ordensweihe ein, damit unser Handeln von der Liebe des Herrn zeugt.
Möge der Geist der Weihnacht unsere Augen und Herzen öffnen und uns befähigen, die neuen Formen von menschlicher Verletzlichkeit und des Leidens um uns herum zu sehen und wirksame Maßnahmen dagegen im Zeichen des Charismas des heiligen Johannes von Gott zu ergreifen. Wir dürfen nicht an den Menschen vorbeigehen. Unsere Herausforderung ist ganz im Gegenteil, auf die Menschen zu achten, die unsere Hilfe am meisten brauchen: psychisch Kranke, Obdachlose, Ausgegrenzte, Menschen am Ende ihres Lebens. Dabei soll sich unsere Hilfe nicht nur durch Menschlichkeit, sondern auch durch Demut und spirituelle Tiefe auszeichnen, aus der Respekt vor der Würde und Freiheit jedes Einzelnen spricht. Liebe Brüder und Mitarbeitende, die Zukunft unseres Ordens hängt von unserer Fähigkeit ab, den Prinzipien und Werten der Hospitalität mit Mut, Respekt, Inklusion und Entschlossenheit Leben einzuhauchen. Möge der Heilige Geist uns führen und stärken, damit bei all unserem Handeln die Liebe und Gastfreundschaft Christi aufleuchten.
Liebe Familie des heiligen Johannes von Gott, am 24. Dezember wird der Heilige Vater Papst Franziskus offiziell das Jubiläum 2025 eröffnen. In der Verkündigungsbulle mit dem Titel "Spes non confundit" ["Die Hoffnung lässt nicht zugrunde gehen" (Röm 5,5)] hat der Papst die Hoffnung zur zentralen Botschaft des Jubiläums gemacht. Auch wir, die Familie des heiligen Johannes von Gott, wollen in unseren Herzen diese christliche Hoffnung lebendig erhalten, die aus der Liebe und dem durchbohrten Herzen Jesu entspringt, einer Liebe, aus der der heilige Johannes von Gott schöpfte, um alle mit barmherzigen Augen zu sehen und allen, denen er begegnete, Hoffnung zu geben. Arbeiten wir dafür, dass die Hospitalität, die wir Brüder und Mitarbeiter teilen, alle unsere Dienste und Einrichtungen mit Hoffnung erfüllt und befruchtet.
In meinem Namen und im Namen der Generalleitung wünsche ich der ganzen Familie des heiligen Johannes von Gott und allen Menschen, die in unseren Einrichtungen betreut werden, mit deren Familien Frohe Weihnacht und ein gesegnetes Jubiläumsjahr 2025!
Frater Pascal Ahodegnon OH
Generalprior